Am Montagabend steht das dritte Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker am Programm. Anstatt des erkrankten Constantinos Carydis dirigiert kurzfristig Enrique Mazzola, musikalischer Leiter der Oper im Festspielhaus Moses in Ägypten.
Am vergangenen Montag dirigierten Sie die letzte Vorstellung von Moses in Ägypten, nur eine Woche später leiten Sie das Orchesterkonzert. Das klingt nach einem anstrengenden Zeitplan. Anstrengend aber auch sehr aufregend im positiven Sinne. Das Konzert hätte Constantinos Carydis dirigieren sollen. Ich springe für ihn ein. Die Noten für die Stücke habe ich am Dienstag erhalten, und ich hatte einen Tag mich vorzubereiten. Aber es ist eine tolle Gelegenheit. Ich kann noch eine Woche länger in Bregenz bleiben und noch einmal mit den Wiener Symphonikern arbeiten. Die Atmosphäre hier ist einfach großartig. Ich fühle mich hier künstlerisch und musikalisch zu Hause. Ich bin in ein großer Freund der Wiener Symphoniker und der Bregenzer Festspiele. Als ich gefragt wurde, ob ich für das Orchesterkonzert einspringen könnte, sagte ich mehr als gerne Ja. Die Symphonie fantastique von Hector Berlioz war mein Debütstück, als ich vor drei Jahren im Wiener Musikverein zum ersten Mal mit den Symphonikern zusammenarbeitete. Dass ich dieses Stück hier in Bregenz wieder dirigiere, freut mich sehr.
Da sind wir schon beim Konzertprogramm. Wie sehen Sie die Werkzusammenstellung – im Zentrum mit Cassiopeia eine zeitgenössische Komposition des Griechen Minas Borboudakis, umringt von Stücken von Ernest Guiraud und Hector Berlioz? Genauso würde ich ein Konzert programmieren. Ich mag diese Kombination von klassischer und zeitgenössischer Musik. Zudem wird mit jedem Stück eine Verbindung direkt zu den Festspielen geschaffen. Ernest Guiraud ist heute vor allem für seine Rezitative zu Bizets Carmen bekannt. Wir zeigen mit der Chasse fantastique, was für ein großer symphonischer Komponist er darüber hinaus war. Zwischen dem Inhalt von Berliozs Symphonie fantastique und Carmen gibt es wiederum thematische Parallelen. Und die Cassiopeia von Minas Borboudakis ist im Zusammenhang mit der Oper To the Lighthouse von Zesses Seglias zu sehen. Diese Verbindungen mag ich. Und wir brauchen die zeitgenössische Musik. Für uns Musiker ist sie ganz wichtig, um die Musik als Kunstform am Leben zu halten. Die Musik wird nicht sterben, solange wir neugierig bleiben.
Ist es das, was Sie auch im Publikum wecken möchten, die Neugier für die Musik? Auf jeden Fall. Ich als Dirigent suche die Verbindung zum Publikum. Ich möchte die Botschaft und die Emotion der Musik ausdrücken, teilen und vermitteln. Für mich ist dieses Gefühl, dass wir für die Öffentlichkeit spielen, sehr stark. Ich bin davon überzeugt – das mag jetzt sehr einfach klingen – aber für ein Konzert braucht man ein Publikum. Das Publikum ist Teil des Konzeptes. Ohne Publikum kein Konzert. Deshalb springe ich auf die Bühne und versuche mit höchster Konzentration die künstlerische Botschaft dem Publikum weiter zu geben. Das Publikum soll einfach zum Konzert kommen, egal ob vorbereitet oder nicht, und sich gehen lassen. Die Musik genießen, Emotionen zulassen. Und ich möchte dann wissen, ob sie Gänsehaut bekommen haben.
Nächste Woche heißt es Abschiednehmen von Bregenz. Was steht bei Ihnen als nächstes an, und werden wir Sie in Bregenz wieder sehen? Dann heißt es eine Woche Urlaub. Danach geht es zu den Haydn Festspielen. In der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dirigiere ich Die Schöpfung. Und ja, ich komme immer wieder gerne nach Bregenz. Wir, die Bregenzer Festspiele und ich, passen gut zusammen. Ich hoffe, wir sehen uns hier bald wieder. http://bregenzerfestspiele.com/[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]